Wochenthema Bildung
Vom 9. Bis 16. November hat das Erste Deutsche Fernsehen (ARD) eine Themenwoche der Bildung gewidmet. Hier ein Blick in die ARD-Mediathek mit Filmen und Dokus zum Thema Bildung (follow the link):
Da stellen sich viele Fragen, die dem föderalen System der Bildungspolitik geschuldet sind. Das bedeutet, dass 16 Schulsysteme ein Bildungschaos veranstalten, das weltweit seines gleichen sucht. In jedem Bundesland unterschiedliche Konzepte, Schulformen etc.pp von einer Beamten-Hierarchie verwaltet, die vielfach als Lehrer in der Schule gescheitert sich in die Verwaltung `hochgedient´ haben – von Pädagogik keine Ahnung. Vielleicht wird jetzt jeder verstehen, dass unter diesen Bedingungen eine Chancengleichheit im Deutschen Schulsystem faktisch ausgeschlossen ist. Und das betrifft nicht nur die Schüler, sondern insbesondere auch die Lehrerausbildung, was an vielen Beispielen zu belegen ist, worauf hier aber verzichtet wird, da es den Rahmen dieses Beitrages sprengen würde.

Meine persönliche Bewertung der ARD-Bildungswoche
Es stellt sich jetzt die Frage, ob die ARD den brennenden Themen gerecht geworden ist. Dazu ist zunächst anzumerken, dass die Beiträge sich über die Rundfunkanstalten sehr breit verteilten und die Sendungen im ersten Programm der ARD ihren Beitrag mit unterhaltenden Filmen (den üblichen Spiel- und Familien-Seifenopern), sowie auch Dokumentationen ableisteten, wobei die Dokus breit gestreut auch häufig zu sehr später Stunde gesendet wurden, weil die gewohnten Spielfilme offensichtlich wegen der Einschaltquoten eher zu früherer Stunde den Vorrag hatten. Nach meinem persönlichen Eindruck sind die wesentlichen Brennpunkte des Deutschen Bildungssystems damit nicht erfasst worden. Die Bildungsministerin Anja Karliczek hat meines Wissens gar nichts beigetragen, aber auf diesem Weg habe ich sie jedenfalls einmal kennen gelernt. Sollte ich Frau Karliczek übersehen haben, nehme ich meine Behauptung zurück 🙂 .
Der nationale Bildungsrat soll(te) es richten
Wie von der heutigen Tagesschau (ARD) vermeldet, steigen Bayern und Baden-Württemberg aus dem Nationalen Bildungsrat aus. Die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) schloss sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) an und begründete ihre Entscheidung heute (24.11.19) laut Spiegelbericht wie folgt: „Wir brauchen keine Vorgaben aus Berlin, sondern wir Länder sind stark genug, um selbst verbindliche und einheitliche Standards zu entwickeln…Deshalb setze sie sich `für einen Länderstaatsvertrag für gute Bildung´ ein“ Quelle: s. Spiegel v. 24.11.2019
Damit steht der Nationale Bildungsrat offenbar kurz vor dem Aus. Was ein Länderstaatsvertrag bedeutet, kann hier nicht beantwortet werden. Sicher ist nur eines: Der bürokratische Kropf der Bildungspolitik wird sich noch ausweiten, für viele Verwaltungsbeamte, Lehrer sowie alle Bürger schließlich gar nicht mehr zu begreifen.
Liebe Frau Karliczek, es ist an der Zeit dieses `Bildungschaos´ mal gründlich aufzuräumen! Tun sie was!!

Foto übernommen von Wikipedia
Blick zurück auf 2006/07
Bereits nach den ersten Pisastudien hat der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Bildung Vernor Munoz nach einer Inspektion bzw. Analyse des Deutschen Schulsystems diese Zusammenhänge 2007 unserer Bundesregierung in allen Einzelheiten vorgelegt, was der Öffentlichkeit allerdings vorenthalten wurde.
Mir liegen noch alle Einzelheiten des Berichtes von Herrn Munoz an die Bundesregierung vor, es wäre aber vermessen, sie jetzt noch einmal auszuführen. Eine Zusammenfassung findet sich aber auf Wikipedia wie folgt dokumentiert:
„Im Februar 2006 inspizierte er – Vernor Munoz – das deutsche Bildungssystem; während einer zehntägigen Reise besuchte er verschiedene Bildungseinrichtungen, sprach mit Wissenschaftlern, Politikern sowie Eltern- und Lehrervertretern. Dabei kritisierte Muñoz unter anderem die wachsenden Kompetenzen der deutschen Bundesländer in der Bildung (vgl. Föderalismusreform). Durch die weitreichenden Befugnisse sei es schwierig, eine einheitliche Qualität der Bildung zu gewährleisten. Muñoz wies zudem darauf hin, dass Bildung in Deutschland durch mangelnde Chancengleichheit geprägt sei; sie sei wie in keinem anderen entwickelten Land von den Vermögensverhältnissen der Eltern abhängig. Ebenfalls negativ wertete er den frühen Zeitpunkt der Aufteilung der Schüler nach dem 4. Schuljahr auf weiterführende Schulen. Außerdem kritisierte er, dass Kindergartenplätze in Deutschland kostenpflichtig seien. Muñoz bestätigte mit seinen Beobachtungen Aussagen der PISA-Studien und der protestierenden Studierenden 2005/2006, handelte sich aber auch die Kritik ein, während eines zehntägigen Besuchs könne man nicht in dieser Absolutheit das Bildungssystem eines Landes bewerten.
Im Anschluss an die Reise empfahl Muñoz der deutschen Regierung, das mehrgliedrige Schulsystem, das sich „auf arme Kinder und Migrantenkinder sowie Kinder mit Behinderung negativ“ auswirke, noch einmal zu überdenken.[2]
Im Zuge der Vorveröffentlichung versuchte die Kultusministerkonferenz, den Sonderberichterstatter des Menschenrechtsrats zu einer Änderung seines Berichts zu bewegen. Dieser sah hierfür jedoch keinen Anlass“ (Wikipedia).
Ich hätte mir Herrn Munoz in der ARD-Bildungswoche sehr gewünscht.
Bei Kultusministern unerwünscht
Der Bericht von Vernor Munoz war bei den Kultusministern nicht erwünscht und bis heute hat sich an unserem Bildungssystem nichts Wesentliches geändert. Sondern das Gegenteil ist der Fall, es wird selbst für die Politiker immer schwieriger, das Schulsystem mit all seinen Verordnungen und Verfügungen in 16 Bundesländern überhaupt noch irgendwie zu verstehen.
Und wer hat das alles auszubaden?
Die Lehrer
Die Schüler
Die Eltern
Beratungsstellen und viele mehr
Wie habt ihr – wie haben sie die Themenwoche Bildung der ARD erlebt? Schließlich geht es um unsere Kinder und Kindeskinder. Spielt eine Chancengleichheit in der Bildung für euch/sie keine Rolle mehr? Soll alles bleiben, wie es ist?
PJP
Titelbild dieses Beitrages

Am gestrigen Sonntag Morgen gemalt von Marlene, die die Schule noch vor sich hat.
Titelbild-Text

Übernommen von einem Buchtitel des international renomiertesten Hirnforscher Prof. Dr. Dr. Gerhard Roth, der an der Universität Bremen gelehrt hat und populistisch nicht in Erscheinung getreten ist. 2011 erhielt er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.

Von Gerhard Roth werden wir in diesem Blog in Sachen Bildung noch hören.
Guten Start in die Woche!